Stellschrauben für ein bewusstes Miteinander

Was könnten Stellschrauben sein, die Potenziale wie Identifikation, Sorge zum Ort und nachbarschaftliches Engagement beeinflussen und aktivieren können? Aus den Beobachtungen bei unseren Siedlungsbesuchen, aber auch aus der Metron-Erfahrung interdisziplinärer Planung auf verschiedenen Flughöhen formulieren wir Handlungsansätze. Sie richten sich in erster Linie an Gemeinden, Bauträger und Planerinnen, die in den frühen Phasen Weichen stellen können.

Flexibilität

Die Aufgabe

Nachbarschaften sind durch Menschen geprägt, deren Anforderungen und Bedürfnisse sich über die Zeit und durch verschiedene Lebensphasen wandeln. Ihr bauliches Umfeld sollte entsprechend flexibel sein. Wenn Menschen ihr Quartier verlassen müssen, weil sie dort keine Wohnung finden, die ihren neuen Bedürfnissen entspricht, können Nachbarschaften geschwächt und bestehende soziale Netze zerstört werden. Dem gilt es entgegenzuwirken.

Die Vorteile

Eine Nachbarschaft, die Menschen unterschiedlicher Lebensphasen umfasst, ist divers, bietet dadurch Möglichkeiten für Synergien und Nachbarschaftshilfen und kann älteren Menschen eine Alternative zu Alterswohnheimen bieten. Davon profitieren alle. Denn gerade ältere Menschen und/oder Familien mit kleineren Kindern übernehmen oftmals die Funktion als Treiber sozialer Interaktion. Skandinavische Länder machen es vor: Getrennte Eltern leben in der gleichen Nachbarschaft, sodass die Kinder in ihrem sozialen Umfeld bleiben.

Die Wohnräume

Auf planerischer Ebene kann Flexibilität durch ein breites Spektrum an Wohnungstypen oder anpassbare Wohnungen erreicht werden. Flexible Grundrisse, Schalt- oder Gästezimmer schaffen Möglichkeiten, das Wohnumfeld den Lebensumständen anzupassen, ohne es wechseln zu müssen.

Wer kann auf welcher Ebene was beeinflussen?

Die folgenden Handlungsansätze zeigen anhand von Beispielen, wie flexible Siedlungen Nachbarschaft fördern.

Vielfältigen Wohnungsspiegel planen und anbieten

Ebene
  • Strategie/Idee
  • Projekt
  • Organisation
Zuständigkeit
  • Gemeinde/Stadt
  • Trägerschaft
  • Bewohnerschaft
Zu Beginn einer Planung ist zu klären, welche Zielgruppen die neue Nachbarschaft ansprechen soll. Anhand konkreter Anforderungen können Planerinnen und Architekten kreative und unkonventionelle Lösungen erarbeiten, damit Wohnraum für alle Lebensphasen entsteht. Einheiten unterschiedlicher Grössen und Ausbaustandards können zu einer durchmischten Nachbarschaft beitragen.
Auszug Wettbewerbsprogramm Kalkbreite, Zürich, 2014
Auszug Wettbewerbsprogramm Zollhaus, Zürich, 2018

Flexibilität im Grundriss mitplanen

Ebene
  • Strategie/Idee
  • Projekt
  • Organisation
Zuständigkeit
  • Gemeinde/Stadt
  • Trägerschaft
  • Bewohnerschaft
Wohnungen mit Schaltzimmer, hinzumietbare Räume wie Ateliers, Gäste- oder Arbeitszimmer oder Clusterwohnungen, bei denen mehrere kleine, private Einheiten um grössere, gemeinschaftlich genutzte Flächen gruppiert sind, bieten vielfältige Wohnmöglichkeiten. Vor allem Genossenschaften leisten Pionierarbeit und entwerfen wegweisende Beispiele für neue Nachbarschaften.
Flexible Grundrisse, Studienauftrag Entwicklung Breiti, Trimbach, 2020
Flexible Grundrisse, Studienauftrag Entwicklung Breiti, Trimbach, 2020

Das Älterwerden nicht auf die lange Bank schieben

Ebene
  • Strategie/Idee
  • Projekt
  • Organisation
Zuständigkeit
  • Gemeinde/Stadt
  • Trägerschaft
  • Bewohnerschaft
Schwellenlose Wohnungen in einem hindernisfreien Wohnumfeld entwickeln sich immer mehr zum Standard. Doch Wohnen mit Dienstleistungen für alle Generationen oder die Nähe zu Versorgungs- und Pflegeeinrichtungen sind noch immer die Ausnahme. Am Anfang der Überlegungen steht die Vision der angestrebten Nachbarschaft. Ist diese klar, werden eine Trägerschaft und ein geeignetes Verfahren gesucht.
Projektaufbau «Stöcklimatt», Gemeindeverband Chrüzmatt Hitzkirchertal, 2018
Metron Strategieprojekt Gesundheit und Älterwerden, 2020