Stellschrauben für ein bewusstes Miteinander

Was könnten Stellschrauben sein, die Potenziale wie Identifikation, Sorge zum Ort und nachbarschaftliches Engagement beeinflussen und aktivieren können? Aus den Beobachtungen bei unseren Siedlungsbesuchen, aber auch aus der Metron-Erfahrung interdisziplinärer Planung auf verschiedenen Flughöhen formulieren wir Handlungsansätze. Sie richten sich in erster Linie an Gemeinden, Bauträger und Planerinnen, die in den frühen Phasen Weichen stellen können.

Einbettung

Der Städtebau

Für die Planung neuer Siedlungen sind ihre Lage und Funktion im bestehenden Kontext entscheidend. Mit einer angemessenen Einbettung kann es gelingen, einen Mehrwert für das gesamte Quartier zu schaffen. Dafür gilt es, Fuss- und Velowege an bestehende Verkehrsnetze anzubinden und öffentliche Grün- und Freiräume weiterzuführen. Liegen diese an Schnittstellen zwischen Alt und Neu, wirken sie verbindend; so kann vermieden werden, dass die Siedlung zur Insel im Bestand wird.

Die Nutzungen

Die soziologische Betrachtung des bestehenden Quartiers und angrenzender Nachbarschaften gibt Hinweise auf die dortige Nutzungsverteilung. Sie bildet die Grundlage für die Entscheidung, welche Funktionen die neue Siedlung erfüllen muss: Ist die Nachbarschaft vital, kann sich der neue Baustein einfügen und dem Bestehenden unterordnen. Werden Defizite festgestellt, kann er neue Impulse setzen und durch geschickte Nutzungsanordnung mit den bestehenden Nachbarschaften verknüpft werden.

Die Intention

Mit einer sorgfältigen Ergänzung des Vorhandenen entsteht ein Mehrwert für das weitere Umfeld (Siedlung/Quartier/Gemeinde/Stadt), das Aussenstehende anzieht und so Siedlungsbewohnerinnen und Externe zusammenbringt. Brüche sollten bewusst eingesetzt werden: Sie können neue Impulse schaffen und Quartiere durch neue Formen von Nachbarschaften beleben.

Wer kann auf welcher Ebene was beeinflussen?

Die folgenden Handlungsansätze zeigen anhand von Beispielen, wie Nachbarschaft gefördert werden kann, indem die Siedlung gut in ihre Umgebung eingebettet wird.

Den Bezug zu Freiraum- und Verkehrsnetzen steuern

Ebene
  • Strategie/Idee
  • Projekt
  • Organisation
Zuständigkeit
  • Gemeinde/Stadt
  • Trägerschaft
  • Bewohnerschaft
Mit Verkehrs- und/oder Freiraumkonzepten können Vorgaben für und Anforderungen an Entwicklungsschwerpunkte formuliert werden, die direkten Einfluss auf die Gestaltung und den Charakter (öffentlich oder introvertiert) einer Siedlung haben.
Ausschnitt Richtplan Verkehr, Muri bei Bern, 2019
Ausschnitt Richtplan Verkehr, Muri bei Bern, 2019

Auf Kontext abgestimmte Nutzungsverteilung anstreben

Ebene
  • Strategie/Idee
  • Projekt
  • Organisation
Zuständigkeit
  • Gemeinde/Stadt
  • Trägerschaft
  • Bewohnerschaft
Wird die Nutzungsverteilung auf den Kontext abgestimmt, kann die umliegende Siedlungsstruktur weitergeschrieben und können neue Anknüpfungspunkte geschaffen werden. Gleichzeitig verringert dies potenzielle Nutzungskonflikte (Wohnen/Gewerbe). Ebenfalls entscheidend sind die Ausgestaltung und Nutzungen der Erdgeschosse.
Arealstrategie mit Nutzungsschwerpunkten, Masterplan Arealentwicklung Joweid, Rüti, 2021
Arealstrategie mit Nutzungsschwerpunkten, Masterplan Arealentwicklung Joweid, Rüti, 2021

Konzepte aus dem Bestand heraus entwickeln

Ebene
  • Strategie/Idee
  • Projekt
  • Organisation
Zuständigkeit
  • Gemeinde/Stadt
  • Trägerschaft
  • Bewohnerschaft
Mit dem Bestand zu arbeiten, bedeutet eine vertiefte Auseinandersetzung mit der historischen Entwicklung sowie dem umliegenden Kontext (auch in sozialräumlicher Hinsicht). So bleibt die Identität des Ortes ablesbar und eine schrittweise Fortschrei-bung der lokalen Gegebenheiten wird ermöglicht.
Bestandsanalyse Struktur und Qualitäten Areal Gewerbestrasse, Döttingen, 2019
Bestandsanalyse Struktur und Qualitäten Areal Gewerbestrasse, Döttingen, 2019